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11/27/2013

Matisse, Henri - Fondation Beyeler

Henri Matisse - Scherenschnittwerke und Gemälde

Zum ersten Mal seit 2006 werden Scherenschnittwerke und Gemälde von Henri Matisse aus der Sammlung Beyeler bis zum 12. Januar 2014 in einer besonderen Präsentation nach langer Zeit wieder ausgestellt. Die Präsentation ermöglicht ein Wiedersehen mit den blauen Akten, Matisse‘ berühmtesten Scherenschnitten sowie mit Acanthes, wahren Ikonen der Sammlung Beyeler. Sehr deutlich wird wie


dessen Werk sich gleichermassen zu einer puristischen Reduktion der Form wie auch zu einem innovativen Umgang mit Farbe entwickelte, gerade durch seine Arbeit an den Scherenschnitten die europäische Moderne wie auch die Vertreter des abstrakten Expressionismus in den USA geprägt hat. Alle Scherenschnitte aus der Sammlung Beyeler werden nach der Präsentation in unserem Museum nach London in die Tate Modern und danach ans Museum of Modern Art nach New York reisen, wo in den Jahren 2014/15 eine grosse Ausstellung der Scherenschnitte von Henri Matisse stattfindet.
Ergänzt wird die Präsentation durch die beiden Ölgemälde und die Skulptur Jeannette IV der Sammlung sowie die grossformatige Tuschezeichnung Nature morte aux grenades, die hier zum ersten Mal als Teil der Sammlung gezeigt wird. Die Zeichnung war eine der letzten Erwerbungen Ernst Beyelers.
Nu bleu I ist das Bild einer Kauernden, ein wunderbar in sich geschlossenes Werk, das wie aus einem Guss zu sein scheint. In seinen Formen spielt es mit „innen“ und „aussen“ und vermittelt dadurch eine Art von von körperlicher Kontemplation, von in sich ruhender Erotik. Ganz anders Nu bleu, la grenouille: Die wie Meeresbuchten anmutenden, auf dem leuchtend gelben Untergrund verteilten, blauen Formen des Körpers strahlen Aktivität und explizite Erotik aus. Der Titel La grenouille („der Frosch“) bezieht sich nicht nur auf das Aussehen des Körpers, sondern verweist auch auf den Frosch als traditionelles Fruchtbarkeitssymbol. Auch die beiden Granatäpfel links haben diese symbolische Bedeutung. Am Ende seines Lebens fand Matisse zu einer völlig neuen Ausdrucksform, die man als Summe seiner Bemühungen um ein harmonisches Bild, um seine Idee einer „grande décoration“ sehen kann: Er reduzierte Figur, Farbe und Raum auf eine Art System von Zeichen, die er aus eingefärbtem Papier mit der Schere schnitt und zu Bildern arrangierte, welche zunächst die Wände seines Ateliers schmückten. Und endlich ist auch er wieder zu sehen: Henri Matisse‘ grossformatiger Scherenschnitt „Acanthes“. Drei Jahre dauerten die Restaurierungsarbeiten an dem Werk, die grosszügig von der Versicherung National Suisse unterstützt worden sind. Drei Jahre, in denen „Acanthes“ nicht nur ausführlich untersucht, sondern auch für künftige Generationen erhalten wurde.
Aus Sicht von Matisse entsprach das Ausschneiden der Papierstücke dem Arbeiten mit dreidimensionalen Körpern: „Mit der Schere zeichnen. – Direkt in die Farbe hineinschneiden erinnert mich an den direkten Meisselschlag des Bildhauers“. So bedeuten die „papiers découpés“, jene Verbindung aus Malerei und Plastik, für Matisse die Erfüllung seines künstlerischen Schaffens.

Die dazu komponierten Gemälden, unter ihnen Jardin à Issy, 1917 zeigen, dass Matisse auch in der Malerei nach der perfekten Balance zwischen Form, Farbe, Fläche und Raum suchte. (Text: Fondation Beyeler)