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8/22/2014

Walther, Franz Erhard - Städel Museum Frankfurt am Main

FRANZ ERHARD WALTHER - SCHREITSOCKEL UND STANDSTELLEN

Mit einer außerordentlichen Präsentation von Franz Erhard Walther setzt das Städel Museum die Reihe „Im Städel Garten“ fort. (
17. 09 - 23. 11.2014)  

Der international vielbeachtete Künstler begann diese Werkgruppe, die ihn zu einer
Schlüsselfigur der Minimal und Performance Art werden ließ, Anfang der 1970er-
Jahre für den Außenraum zu entwickeln. 
Die minimalistischen, aus Stahl geformten Bodenelemente laden mit ihren reduzierten Formen den Besucher zu einer „Werkbegehung“ ein. Durch das Abschreiten der Sockel wird dieser selbst zum Material des skulpturalen Prozesses. 

nahm 1959 ein Studium an der Städelschule in Frankfurt auf. 1962 wechselte er an die Kunstakademie Düsseldorf, wo er gemeinsam mit Gerhard Richter und Sigmar Polke in der Klasse von Karl Otto Götz studierte. Schon zu Beginn der Ausbildung galt sein Interesse
Gestaltungsprozessen, die sich aus dem Zusammenhang einer bestimmten
Materialität ergaben. So begeisterte er sich beispielsweise für Papier, das durch den
Kontakt mit verschiedenen Flüssigkeiten die unterschiedlichsten Formen annahm.
Er begann mit Textilien zu experimentieren und fertigte aus Nesselstoff Objekte, um
den Betrachter durch deren Benutzung interaktiv einzubeziehen. Im Zuge dessen
entstand sein 1. Werksatz (1963–1969), bestehend aus 58 Objekten, der bereits im
ersten Jahr von Walthers USA-Aufenthalt von 1967 bis 1971 in New York im
Museum of Modern Art präsentiert wurde. Walther veränderte in den 1960er-Jahren
mit seiner Kunst radikal das Verständnis des traditionellen Skulpturbegriffs. 
Für ihn bilden der Prozess, das Sehen, die Bewegung und die Erfahrungen das Werk. Mit
dieser künstlerischen Haltung beeinflusste Walther, der zwischen 1971 und 2005 als
Professor an der Hamburger Hochschule für bildende Künste lehrte, eine ganze
Generation von Gegenwartskünstlern, die auch in der Sammlung des Städel
Museums vertreten sind – von Rebecca Horn über Martin Kippenberger und
Santiago Sierra bis hin zu Jonathan Meese.
Die im Städel Garten gezeigte Werkgruppe der Schreitsockel und Standstellen von
Franz Erhard Walther zeichnet sich vor allem durch ihre reduzierte und
minimalistische Gestalt aus. Die Besucher finden auf dem Boden liegende
Stahlplatten und Bahnen im Gartenbereich mit einem einseitig erhöhten Rand, die
sogenannten Schreitsockel; komplementiert werden diese mit leicht erhöhten
quadratischen Flächen, den Standstellen. Die Werkstücke werden erst durch das
Abschreiten tatsächlich zu Sockeln, wobei sich die Akteure als Teil der Skulptur
begreifen können. Darüber hinaus entsteht durch das Schreiten ebenso ein Bezug
zur räumlichen Umgebung, wie das stehende Verweilen an einem Ort die Dimension
der Zeit in das Werk integriert. Die Präsentation im Außenraum des Städel eröffnet
den Besuchern im Schreiten und Stehen ungewohnte Perspektiven und
überraschende Assoziationen in der von Kunst geprägten Umgebung von Museum
und Städelschule. Neben ihrer Bezugnahme auf die reale Umgebung unterstützen
die Schreitsockel und Standstellen auch die Interaktion der Besucher. Obwohl
Körper, Raum und Zeit durchaus wesentliche Elemente der klassischen Bildhauerei
sind, nutzt Walther diese, um eine völlig neue konzeptuelle und skulpturale
Ausdrucksform zu schaffen.
Neben dem prozesshaften und sozialen Aspekt von Walthers Arbeiten steht
besonders deren erweiterte „skulpturale Qualität“ im Vordergrund. Der Körper als Teil
der künstlerischen Formgestaltung führte in Walthers Kunst zu einer nachhaltigen
Ausweitung des Werkbegriffs. Walther verwirklichte diese künstlerischen Ideen nicht
nur frühzeitig, sondern vereinte in seinem Werk darüber hinaus Grundgedanken der
in den USA aufkommenden Minimal Art und Performance Art.(Text: Städel Museum)