Annette Messager
Annette Messager zählt zu den wichtigsten Figuren der aktuellen internationalen Kunstszene und bereitete mit ihrem Oeuvre das Terrain für die französische zeitgenössische Kunst vor. Dennoch liegt ihre letzte Einzelausstellung in einem deutschen Museum fast 25 Jahre zurück. Die Ausstellung im K21 (27.09.2014 – 22.03.2015) bietet nun die Möglichkeit, ihr Werk neu zu entdecken. Gezeigt werden Arbeiten, die sie seit den späten 1980er-Jahren bis heute geschaffen hat. Eigens für die Ausstellung ist die Serie Les interdictions en 2014 entstanden.
Die raumgreifende Installation Sous vent (2004–10) hat die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen 2011 angekauft und damit ihre Sammlung um eine wichtige Position zeitgenössischer Kunst bereichert. Diverse Objekte wie eine übergroße Hand, ein Fuß, Organe oder Stofftiere werden von einem schwarzen Seidentuch bedeckt, das die Luftströmung aus drei Ventilatoren in Bewegung setzt. Mit diesem Werk bezieht sich die Künstlerin auf die Naturgewalten, aber auch auf das Unbewusste und auf Ängste, die in tieferen Schichten verborgen liegen. Während der Ausstellung im K21 ist Sous vent in einer Installationslänge von über 20 Metern zu sehen.
In über 40 Jahren künstlerischer
Aktivität entwickelte
eine konzentrierte Bildsprache.
Arbeitet sie Anfang der 1970er-Jahre noch hauptsächlich mit ausgestopften
Vögeln, Strickereien und Bildkollektionen, so weitet sich ihr Material- und
Themenspektrum schnell aus. Hinzu kommen Fotografien, Installationen mit
Plüschtieren und Kleidern, ab 2001 auch große mechanische System. Insbesondere
der menschliche Körper und seine Attribute spielen bei Messager eine
zentrale Rolle. Sie werden von der Künstlerin zerstückelt, um dann mit Fäden und
Netzen zu etwas Neuem zusammengeflochten zu werden. Durch das Ansammeln und
Aneinanderreihen auch feingliedrigster Elemente entsteht bei Messager ein
bildgewaltiger Kosmos.
Zu den jüngsten Arbeiten Annette
Messagers zählt die beeindruckende Installation Continents
noirs (2010–12).
Wie kleine Inseln schweben schwarze zerknitterte Elemente in der Luft. Sie
muten wie eine Kulisse eines Science-Fiction-Films an, lassen aber ebenfalls
eine düstere Zukunft denken. Inspiriert von Gullivers Reisen geht die Arbeit
auch auf eine Aussage von Sigmund Freud zurück, für den die weibliche
Sexualität einen schwarzen, in der Psychoanalyse unergründlichen Kontinent
darstellte. Die neue Arbeit Les interdictions en 2014 besteht aus 68 Zeichnungen (eine Anspielung
auf den revolutionären Pariser Mai 1968) die unterschiedliche Verbote aus
der ganzen Welt darstellen. Die Palette reicht von alltäglichen Einschränkungen
wie dem Fotografier- oder Rauchverbot bis zu kulturell-politisch begründeten
kritischen Gesetzen, wie etwa Autofahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien.
Auch hier spricht Annette Messager auf poetische und humorvolle Weise
ernste Themen an, die den Menschen in seinem Alltag beschäftigen und bestimmen.
(Text: K21)