Jasper Johns: Regrets
Mit Jasper Johns: Regrets präsentiert das Belvedere eine
Ausstellung (13.01.2015 - 26.04.2015) mit neuen Arbeiten des 1930
geborenen US-amerikanischen Künstlers. In den späten 1950er-Jahren mit Bildern
von Kultmotiven wie Flaggen, Zielscheiben oder Zahlen zu einer führenden Stimme
amerikanischer Kunst aufgestiegen, hat
seither eine außergewöhnliche erzählerische Komplexität und gleichsam
technische Virtuosität entwickelt. Im Laufe seiner Karriere hat Johns einige
der wichtigsten Werke der Moderne geschaffen. Die Ausstellung im Belvedere
zeigt nun erstmals neueste Arbeiten des Künstlers, die in den vergangenen
eineinhalb Jahren entstanden sind. Präsentiert werden rund 30 Werke, darunter
zwei Gemälde, Zeichnungen und Drucke.
Mit der gezeigten Serie wird
Johns’ persönlicher Ikonografie ein neues Element hinzugefügt: das Bild des
jungen Künstlers
auf einem Bett, der einen Arm zum
Schutz des Gesichts in einer introspektiven Geste erhoben hat. Das Foto ist
eine Arbeit des britischen Fotografen John Deakin, der es als Teil einer Serie
im Jahr 1964 aufnahm; somit wurde es zum zum Ausgangspunkt für viele weitere
Werke.
Johns bezog allerdings nicht nur
das Foto von Lucian Freud (das oft als gespiegeltes Bild vorkommt) in seine
Arbeit ein, sondern auch die materiellen Eigenschaften des originalen
Schwarz-Weiß-Drucks, den Bacon im Zuge seiner Studioarbeit stark beschädigt
hatte. Der Verlust des Originalfotos spielt innerhalb der Serie ebenfalls eine
zentrale Rolle, wenn dadurch eine dominante dunkle Form in der Mitte des Bildes
kreiert wird.
Beide zur Serie gehörigen Gemälde
tragen den Titel Regrets. Die Idee dazu kam von einem Stempel,
den Johns vor rund fünf Jahren produzierte, um mittels Aufdruck rasch den Strom
der Anfragen und Einladungen, die ihn erreichten, abzulehnen. Als Siebdruck
vergrößert ist der Schriftzug nun in der rechten oberen Bildecke zu sehen, wo
er gleichsam als Signatur des Künstlers wie als Werktitel dient.
Die Regrets-Serie zeigt
das Foto von Lucian Freud in einer Abfolge von Cross-Media-Permutationen,
inklusive kleinformatiger Bleistiftskizzen, eines Sets von vier
Tinte-auf-Plastik-Zeichnungen und zweier Drucke. Jedes Werk wird in
Gegenüberstellung mit einer Auswahl von Entwürfen bzw. Erstversionen
präsentiert.
Ein großformatiges Aquarell,
ebenfalls mit dem Titel Regrets, verdunkelt die Aufnahme fast bis zur Abstraktion,
wodurch die Thematik wiederum in einem neuen Licht gezeigt wird.
Die Serie hebt die Wichtigkeit
des Prozesses und des Experimentierens, den Zyklus von Sackgasse und Neubeginn
wie auch das beständige Zusammenwirken von Material, Bedeutung und
Repräsentation in Johns’ Werk hervor, Eigenschaften, die dessen Œuvre der
vergangenen 60 Jahre charakterisieren. Die Ausstellung im Belvedere bietet
damit die außergewöhnliche Gelegenheit, eine der wichtigsten Serien im
zeitgenössischen Werk des Künstlers zu sehen. (Text: Belvedere Vienna)